Träger des Erwin Hymer Museums ist die Erwin Hymer Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee.

Die gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts wurde 2001 von Erwin Hymer mit dem Zweck der Förderung der Kunst und Kultur, insbesondere die Förderung von Kulturgütern im technischen Bereich, Errichtung und Unterhaltung eines Museums für Caravan- und Motorcaravan-Oldtimer, ins Leben gerufen.

Vorstand und Stiftungsrat

Vorstand: Carolin Hachenberg (Vorsitz)
Thorsten Bihler

Stiftungsrat:
Prof. Dr. Andreas Schmauder (Vorsitz)
Gerda Hymer
Prof. Karl Heinz Hänssler

Der Museumsgründer & Stifter Erwin Hymer

Erwin Hymer war Unternehmer und der Erfinder des Hymermobils. Sein Name steht für eine ganze Gattung von Freizeitfahrzeugen. Doch Erwin Hymer war nicht nur ein Ingenieur, ein Tüftler mit Erfindergeist, sondern auch ein leidenschaftlicher Sammler. Seine aus der ganzen Welt zusammengetragene Sammlung historischer Freizeitfahrzeuge bildete die Grundlage des heutigen Sammlungsbestandes des Erwin Hymer Museums.

Er stiftete für die Allgemeinheit nicht nur eine Ausstellung mit historischen Exponaten, sondern er schuf ein interaktives Museum, um die Menschen für die Geschichte des mobilen Reisens zu begeistern und ihre Sehnsucht zu wecken.

 

Erwin Hymer - Von Bad Waldsee aus hat er ganz Europa erobert.
"Ihnen muss was einfallen", hat ihm der Flugzeugpionier Claudius Dornier einst aufgetragen, als er in dessen Team in Spanien an der Entwicklung des ersten Nachkriegsflugzeugs DO 27 mitwirkte. Als habe Erwin Hymer diesen Appell ein Leben lang nicht vergessen, ist ihm immer etwas eingefallen. Wer heute die Namen Claudius Dornier, Wilhelm und Karl Maybach, Graf Ferdinand von Zeppelin oder Hugo Eckener nennt, kommt an einem weiteren nicht vorbei: Erwin Hymer. Die Reisemobil-Ikone aus Bad Waldsee hat von hier aus ganz Europa erobert. Hymer gehört zu den Tüftlern, Ingenieuren und Unternehmern, wie sie in der Region Bodensee-Oberschwaben besonders häufig wurzeln - und weltweit erfolgreich sind.

"Man muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen", hat Graf Zeppelin als Wahlspruch formuliert. Er könnte auch der von "Mister Hymer-Mobil", Erwin Hymer, sein. Er wechselte vom Flugzeug auf den Boden, schaffte - dort immer mit beiden Beinen haftend - ein Imperium, das von Oberschwaben aus auf die Straßen der Kontinente rollte. Wobei er bei allen Erfolgen immer Mensch geblieben ist. Weil er seine Mitarbeiter schätzte, standen und stehen diese hinter ihm, auch in schwierigen Zeiten.

Wie kommt man vom Flugzeugbau zur Entwicklung von Reisemobilen?
Im Alter von erst 23 Jahren war Erwin Hymer als junger Ingenieur ins Team des großen Professors Claudius Dornier gestoßen. Dornier faszinierte den jungen Mann, der Kontakt riss nie ab, wenngleich Erwin Hymer mehr dem Auto zugetan blieb. In knapp acht Wochen entwickelte er nebenbei den "Dornier Delta", der später bei Zündapp unter dem Namen "Janus" (zwei Gesichter) in Serie gefertigt wurde. Zwei Gesichter deshalb, weil der kleine Flitzer vorne und hinten eine Tür hatte. Auch Fahrzeuge mit nur zwei Rädern interessierten Erwin Hymer. Als 17-jähriger Lehrling baute er ein "Motorrädle". Ein Unikat, mit Holzreifen und darauf einem Gummibelag. Es waren freilich nur wenige, die jemals auf dem Sozius mitfahren durften. Eine war eine Tanzpartnerin, aber auch nur, als es "den Buckel runter" ging, wie er sich schmunzelnd erinnert.

Claudius Dornier sollte Erwin Hymers einziger Chef bleiben, denn der vor Ideen sprühende junge Mann wollte sich unbedingt selbständig machen.
Ein Ansinnen, das mutig war in der damaligen Zeit: Auf Empfehlung Dorniers übernahm er 1962 die Fertigung von Aluminiumleitern in Wangen, den Grundstock des heutigen Unternehmens Hymer-Leichtmetallbau. Erwin Hymer führte zwei Firmen gleichzeitig. Tagsüber war er in Bad Waldsee, abends in Wangen beschäftigt. Über viele Jahrzehnte lief das Geschäft so prächtig, dass er mit dessen Erträgen andere Firmenbereiche stützen konnte. Markenzeichen der Leitern sind bis heute die roten Streifen. Flugzeuge, Alu-Leitern und Reisemobile berühren sich nicht zwangsläufig, und doch sind sie verbindende Mosaiksteine in Erwin Hymers Erfolgsgeschichte. Dass er einmal den väterlichen Betrieb übernehmen würde, war nicht vorgezeichnet. Alfons Hymer hatte in Bad Waldsee eine Werkstatt mit Wohnhaus gebaut, begann mit dem Bau von Landauern, stellte später Sonderaufbauten und Fahrzeuge her, vom Lkw-Planenaufbau bis zum Omnibus. Erwin kümmerte sich zunächst um die vom Vater hergestellten Ackerwagen, als sich urplötzlich eine Entwicklung anbahnte, die weichenstellend sein sollte. Die Technik-Koryphäe Erich Bachem fragte ihn, ob er ihm einen Wohnwagen bauen könne. Was für eine Frage! Von seinem Vater, mit dem er sich auf einer Wellenlänge befand, hatte Erwin Hymer die Lebensweisheit übernommen, eine zu treffende Entscheidung erst einmal zu überschlafen. So auch hier, wenngleich die Entscheidung stand.

Kurz darauf entwickelte er auf der Grundlage einer Stahlskelettkonstruktion den "Ur"-Troll,
dessen Bild lange über seinem Schreibtisch hing. Mit dem Modell "Puck" begann die Serienproduktion. Der heutige Hubdachcaravan Hymer-Touring basiert in direkter Folge auf diesen Modellen und hat Kultstatus erreicht. Erwin Hymer war in die Reisemobilität auf der Straße gestartet. Der Mann, der selten den Aufzug benutzte und auch mit 80 Jahren lieber zwei Treppenstufen auf einmal nahm, blieb immer bodenständig, zurückhaltend, stapelte eher tief. Bevorzugte Behandlung lehnte er ab, ein übersteigertes Geltungsbedürfnis war ihm fremd. Im Flugzeug musste er nicht "First Class" sitzen, Erwin Hymer nahm auch auf längeren Strecken mit der "Holzklasse" vorlieb. Er hatte das Wesentliche im Blick. Andere Meinungen wischte er nicht vom Tisch, er übernahm das Positive, probierte und experimentierte so lange, bis er die Vorschläge noch verbessert hatte. Beispiele? Hubbetten in Reisemobilen etwa. Als andere schliefen, probierte er nachts die Machbarkeit mit Käseschachteln aus. Oder die Sonneneinstrahlung in seinem Museum, das 2011 eröffnete. Erwin Hymer bastelte so lange an der Schräglage der Lamellen an den Fenstern, bis durch sie jetzt auch noch der Fußboden angeheizt werden kann. Auf Messen schlenderte er nicht nur durch die Gänge, von bunten Prospekten auf schmucken Pavillons ließ er sich nicht blenden. Er lag selbst dort unter ausgestellten Fahrzeugen, testete in den Mobilen Duschen und Toiletten, probierte das kleinste Detail. Ein X ließ er sich nicht für ein U vormachen. Meldeten seine Entwickler den fertigen Kleiderkasten im Reisemobil, kam er mit zwei Anzügen, um den praktischen Alltag zu testen. Dass seine Verbesserungsvorschläge exzellent waren, wissen sie, und auch, dass er Entwicklungen selbst in der Versuchswerkstatt ausprobierte. Der einstige Flugzeugentwickler hat viel mitgenommen auf dem Weg vom Cockpit ins Führerhaus.

Es gibt wenige Menschen, die gleichzeitig die Technik und das Kaufmännische beherrschen.
Bei Erwin Hymer war das der Fall. Er war Ingenieur und begnadeter Kaufmann. Er tüftelte an Kleinigkeiten, hegte eine Leidenschaft für Forschung und Entwicklung und ließ sich bei seinen täglichen Firmenbesuchen regelmäßig die Finanzdaten vorlegen. Seine Buchhaltung kannte ihn als "Kurvenfetischist", denn Berichtszahlen laß er am liebsten in handgemalten, solchen Kurven. Um Fehler zu erkennen, reichte ihm ein einziger Blick auf die Kalkulation. "Net gschimpft isch gnug globt", dieser oberschwäbische Unternehmerspruch galt auch für Erwin Hymer, der Wert darauf legte, die Vergangenheit zu kennen, um die Gegenwart und Zukunft bestehen zu können. Erwin Hymer hatte Visionen, war zur richtigen Zeit immer am richtigen Ort. Er kannte "Hinz und Kunz", auch dank seiner herzlichen Art, die ihm Beziehungen bis in den amerikanischen Markt eröffnet hatte. Denn der Fluglizenz-Besitzer war viel auf der Welt herumgekommen, und nicht nur im Reisemobil. Sein Wort galt bei den Mitarbeitern - ihre Loyalität war eine Selbstverständlichkeit. Heimatverbunden wie er war, vertraute Erwin Hymer auf den Standort, auch wenn der abseits der Zentren liegt. Ein Nachteil ist es schließlich nicht, mit außergewöhnlichen Ideen und Produkten aus Oberschwaben zu kommen, wie man auf den Märkten weiß. Hymer aus Bad Waldsee ist ein Begriff - weltweit.

Doch Erwin Hymer hat in all den Jahrzehnten seines überragenden Schaffens den Menschen nicht nur mit Arbeitsplätzen und Produkten gedient.
Er war engagiert in der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben und in der Kunst, wo er Vorstandsmitglied im gemeinnützigen Verein "Otto Dix-Haus-Stiftung" in Hemmenhofen am Bodensee war. Zu dem mit einem sonnigen Gemüt ausgestatteten, immer fröhlichen und Optimismus ausstrahlenden Unternehmer passte, dass er viele Jahre Ehrenzunftrat in der Bad Waldseer Narrenzunft war. Er ist Gründungsmitglied des Fördervereins gegen den Schlaganfall und war Mitglied der Rotarier. Der erfolgreiche Unternehmer stand zu seiner Heimat, in der er auch seinen Hobbys frönte. Er war im Besitz aller Schifferpatente am Bodensee und darüber hinaus, pflegte und fuhr früher ein Holzschiff und fuhr später mit einem Motorboot auf dem Bodensee an seinem Feriendomizil in Lindau vorbei. Der ehemalige Golfer, Ruderer und Radler trieb noch im Alter täglich Gymnastik, weshalb seine Fitness nicht von ungefähr kam.

Für seine vielfältigen Verdienste ist er mehrfach ausgezeichnet worden: Hervorzuheben sind das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Gründerpreis des Landes Baden-Württemberg und die Wirtschaftsmedaille Baden-Württemberg.

Zu seinem beruflichen Vermächtnis gehört im Rahmen einer Stiftung das Erwin-Hymer-Museum in Bad Waldsee,
das 2011 eröffnet wurde und sein beispielhaftes Lebenswerk abrundet. Dabei konzentriert sich die Sammlung seiner Reisemobile und Caravans nicht allein auf die eigenen Marken. Besonders die Caravans längst vergangener Hersteller und aus der früheren DDR sind dort zu sehen. Auch das versprach ein außergewöhnlicher Erfolg zu werden.

Das Erwin Hymer Museum eröffnete am 27. Oktober 2011.

Erwin Hymer verstarb am 11. April 2013.

Sein Museum begeistert bis heute zahlreiche Besucher für die Geschichte des mobilen Reisens!

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